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https://kinderschutzbund-bochum.de/angebote/ehrenamtliche-vormundschaft/

Wie alles begann: Über ehrenamtliche Vormundschaften.

„Schon 2016 haben mein Mann und ich uns....

... bei der Stadt Bochum gemeldet und unsere Hilfe bei der Betreuung von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen (UMF) angeboten. Leider haben wir ein Jahr lang nie eine Antwort erhalten. Zwischenzeitlich waren wir bei anderen ehrenamtlichen Projekten aktiv, wie Sprachkurse für Flüchtlinge, Mentor (Lesetrainig für Grundschüler) und Becoming Friends (Betreuung ausländischer Studenten der Ruhruniversität). Eines Tages lasen wir in der WAZ eine kleine Notiz, dass der Kinderschutzbund Bochum, ehrenamtliche Vormünder für UMF suchen würden. Spontan meldeten wir uns. Wir erhielten dann von Frau Devantié* eine Schulung, um über die Aufgaben und rechtlichen Aspekte der Vormundschaft informiert zu werden. Da wir einige Zeit in Paris gelebt hatten und gut Französisch sprachen, empfahl Frau Devantié uns Mündel aus Guinea, da die Flüchtlinge aus Guinea kein Englisch und nur Französisch sprachen.

Am 22. Dezember 2017 war es dann soweit: Frau Devantié rief uns an und sagte: sie hätte nicht nur einen Flüchtling für uns, sondern gleich zwei: wir bekamen Zwillinge!

Einige Tage später lernten wir die beiden kennen! Ich weiß noch, dass ich sehr aufgeregt war und dachte: hoffentlich ist diese Idee nicht komplett verrückt: da hat man die eigenen Söhne gerade aus dem gröbsten raus und übernimmt direkt die Verantwortung für zwei Neue „Söhne“?

Noch dazu Teenager aus einem vollkommen anderen Kulturkreis, die womöglich durch die Flucht traumatisiert waren? Und dann auch noch gleich zwei! Ich gebe es ehrlich zu: ich bekam definitiv kalte Füße…

Wir fuhren in die Krockhaus Straße und dachten erst, wir hätten die falsche Adresse…! Mein Mann und ich schauten uns erstaunt um: eine traumhaft schöne Villa, direkt nebenan in der gepflegten Straße im Nobelviertel „Stiepel“. Mmmh, merkwürdig. Wir wussten zwar, dass die Flüchtlinge offen aufgenommen wurde, aber sooooo hatten wir uns das nicht vorgestellt, in eine solche Gegend wären wir auch gerne gezogen….

Erst später erfuhren wir, dass die Nachbarn eine Bürgerinitiative gegen das „Flüchtlingsheim“ initiiert hatten. Sie hatten Angst, dass Ihre Häuser, durch die neuen Nachbarn, im Wert sinken würden.

Mit Herzklopfen klingelten wir und wurden von Frau Devantié und Annika, der Betreuerin vom VSE freundlich begrüßt. Sie führten uns in das Wohnzimmer und da saßen sie, eng nebeneinander auf dem Sofa: Moussa und Ibrahima!

Wir sprachen mit Ihnen auf Französisch, bis sie uns in einem ausgezeichneten Deutsch erklärten, dass das gar nicht nötig sei! Nach nur einem knappen Jahr, sprachen sie besser Deutsch, als wir nach Jahren in Frankreich! Das hat uns sehr beindruckt! Wir dachten, wenn jemand so schnell und so gut eine vollkommen neue Sprache lernt, dann ist er auf jeden Fall engagiert und intelligent! Etwas schüchtern noch, erzählten die beiden, dass sie gerne Fußball spielen, gerne zur Schule gingen und an dem Theater Projekt des Schauspielhauses Bochum mitmachen würden. Wahnsinn, dachten wir und das Eis war gebrochen…

Wir luden die beiden dann direkt zu uns nach Hause ein und trafen uns regelmäßig. Durch die gemeinsamen Aktivitäten wuchs das gegenseitige Vertrauen. Und auch wenn die Vormundschaft nach dem 18. Geburtstag der beiden endete, verbringen wir jetzt noch mehr Zeit miteinander als vorher, da Moussa inzwischen zu uns nach Linden gezogen ist und wir quasi Nachbarn sind. Ibrahima kommt häufig zu Besuch und wir freuen uns an Ihrem Leben teilzunehmen. Diese Vormundschaft war die beste Entscheidung ever!

Danke Moussa und Ibrahima für Euer Vertrauen!“

* Verantwortlich für die Vormundschaften beim Kinderschutzbund Bochum